Sonntag, 28. Februar 2010

Sturmnacht

Welch eine Nacht! Um 23 h höre ich von fern ein Brausen, es kommt näher, immer lauter, mein Wohnwagen wackelt heftig, ein Windstoß hat ihn erfaßt. Ich liege im Bett, schaue in die helle Nacht. Voll steht der Mond hoch oben im leergefegten Himmel. Wie hell Mondlicht sein kann! Von fern höre ich die Brandung donnern, dann wieder das Rauschen in den Wipfeln der Pinien. Eigenartigerweise scheinen die starken Windböen nicht flach über das Land zu wehen, sondern erst ab 10 m über dem Boden. Die Baumwipfel biegen sich heftig. Mein Wohnwagen spürt kaum Wind. Dieser Zustand dauert etwa eine Stunde. Immer häufiger und stärker erfassen die Sturmböen jetzt die blühenden Mimosenbüsche, wieder und wieder packt es den Wohnwagen, das Vorzelt. Ich stehe auf, um mir das Schauspiel durch die Fensterfront des Vorzeltes anzuschauen, setze mich an meinen Arbeitstisch. Im hellen Mondlicht könnte ich ohne weiteres lesen. Ich packe mir ein Buch, um es zu probieren. Ja, ich kann bei Mondlicht lesen. Die Sturmböen biegen die Baumwipfel über mir, Zapfen und Äste prasseln herunter auf das Dach, auf den Boden des Vorplatzes. Der Mond so hell, daß ich Sternenlicht nicht sehen kann. Bis 5 h morgens heult der Sturm. Ab und zu nicke ich im Bett liegend ein. An tiefen Schlaf ist nicht zu denken. Die Abstände zwischen den Böen sind länger, ab 6 h weht ein stetiger, starker Wind. Ich bin eingeschlafen. Um 8 h wache ich auf, nehme mein Fahrrad und radle, Äste auf dem Weg umkurvend, zum Bäcker.  Böen von 150 km/h sind gemessen worden, höre ich. Jetzt erst einmal ein gutes Frühstück. Die helle Sonne steht im wolkenlosen Himmel hinter den Pinien.

(Foto: aufgenommen 12 Stunden nach dem Sturm. Das noch aufgewühlte Meer umspült die Blockhäuser, welche von Jahr zu Jahr tiefer in den Sand des Strandes versinken. Mein Vater hatte an ihnen mitbauen müssen, hatte Gräben im Sand ausheben müssen, die am folgenden Tag durch den Wind wieder zugeschüttet waren, als er als gemeiner Soldat im 2. Weltkrieg hierhin beordert wurde. 1943 desertierte er von hier aus. Die Blockhäuser aus Beton standen im Krieg ganz oben auf der Düne; nichts bleibt, das tausendjährige Reich, welch Wahnsinn) 

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