Freitag, 18. Oktober 2013

Verteufelt verführerisch



Teuflische Zwillinge?
Was ist Wahrheit,
was ist Illusion?

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Giordano Bruno



Der Name Galileo Galilei ist fast jedem geläufig, doch wer erinnert sich an Giordano Bruno, den großen Humanisten, Naturphilosophen und Dichter, Sohn Süditaliens und unermüdlicher Wanderer durch Europa? Anders als Galilei nach ihm, hatte er sich nicht mit der "heiligen Inquisition" arrangieren können und verbrannte als Ketzer am 17. Februar 1600 in Rom auf dem Scheiterhaufen. Hier einige Zitate aus seinen Schriften:

Wir werden einsehen, dass es nur einen Himmel, eine unendliche Ätherregion gibt, in der diese herrlichen Lichter ihre ihnen gesetzten Entfernungen wahren und am ewigen Leben teilnehmen... So erkennen wir die unendliche Wirkung der unendlichen Ursache, den wahren und wirklichen Abglanz der unendlichen Kraft und brauchen die Gottheit nicht in der Ferne zu suchen, sondern wir haben sie in unmittelbarster Nähe, ja in uns selber; wir leben und weben in ihr; ebenso wie die Bewohner der anderen Welten sie nicht bei uns, sondern in ihrer unmittelbaren Nähe und in sich und sich in ihr haben; denn der Mond ist nicht mehr Himmel für uns als wir für den Mond ... So liegt denn ein tiefer Sinn in den Versen:
Was sucht Ihr das Paradies in der Ferne?
In der eigenen Brust sind Eure Sterne!
***

Also ist das Weltall Eins, unendlich, unbeweglich.
Eins sage ich ist die absolute Möglichkeit.
Eins die Wirklichkeit,
Eins die Form der Seele,
Eins die Materie oder der Körper,
Eins die Ursache,
Eins das Wesen,
Eins das Größte und Beste.
***

Es hindert nichts anzunehmen, dass nach dem Klange der Leier des universalen Apollo (des Weltgeistes) die unteren Organisationen stufenweise zu den höheren berufen werden resp. die unteren Stufen durch Mittelglieder hindurch in die höheren übergehen [...] Die Natur deutet jede species zuerst an, bevor sie dieselbe ins Leben treten lässt. So bildet immer die eine Gattung den Ausgangspunkt der anderen, wie denn von der Gestalt eines Embryo aus ein ununterbrochener Übergang sowohl zu der Gattung Mensch, als zu der Gattung Tier gegeben ist.
***


Die Seele des Menschen ist gleich der Fliegen, Austern, Pflanzen und jedwelchen Dinges, das belebt ist oder Seele hat. […] Ich komme dahin, dass, wenn es möglich oder sich tatsächlich ereignete, dass ein Schlangenkopf sich in die Form eines Menschkopfes bilden und winden würde und die Brust in der diesem Maß entsprechenden Größe wachsen würde, wenn die Zunge sich verlängern, die Schultern sich verbreitern, die Hände und Arme sprießen und am Schwanzende Beine wachsen würden, dass die Schlange dann nicht anders verstünde, erschiene, atmete, spräche, handelte und liefe als ein Mensch, weil sie nichts anderes wäre als ein Mensch. Wie andererseits der Mensch nichts anderes als eine Schlange wäre, wenn er Beine und Arme wie in einem Stock zusammenzöge […], er sich verschlängelte und all jene Gestaltungen der Glieder und Eigenschaften des Körperbaus annähme. Dann hätte er einen mehr oder weniger lebhaften Geist, statt zu sprechen, zischelte er, statt zu laufen, schlängelte er sich, statt sich Häuser zu erbauen, grübe er ein Loch, und dies entspräche ihm mehr als ein Zimmer […] Folglich könnt ihr verstehen, dass es möglich ist, dass viele Tiere über mehr Talent und mehr Geisteslicht verfügen als der Mensch […], aber durch Mangel an Werkzeugen ihm unterlegen sind, wie jener ihnen durch Reichtum und Gabe derselben so weit überlegen ist. [...]
***

Wer richtig urteilen will, muss […] vollständig ablassen können von jeder Glaubensgewohnheit, die er von Kindheit an in sich aufgenommen. […] Die allgemeine Meinung ist nicht immer die wahrste.
***

(Die Zitate sind der Website http://www.bruno-denkmal.de/ entnommen)



Dienstag, 18. Juni 2013

Regentag mit Hofblick


Held und Heldin

Was tut der da?

Da stimmt was nicht

Die junge Tänzerin von gegenüber

Unheimlich, unheimlich...

Der skeptische Freund

So, so...

Mit wem telefoniert er nur ?

Es regnet noch immer
(draußen vor der Tür)

Die Heldin klettert in die Höhle des Bösewichts

Das Beweisstück, der Ehering

Der Bösewicht blickt durch

Geblendet

Und hopp, weg mit dem Held

Da fällt er

Eine neue Liebe gegenüber

Frisch, fröhlich, Freiübungen gegenüber

Oh je, der arme Held

Im trauten Heim, Glück allein am Heldenbett. 
Modeträume...

(ein verregneter Spätfrühlings-Nachmittag
mit Arte und Hitchcocks "Fenster zum Hof")



Samstag, 23. Februar 2013

Handzeichen


ich bekreuzige mich
vor jeder kirche
ich bezwetschkige mich
vor jedem obstgarten

wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie ich letzteres tue
ich allein

(Ernst Jandl, in: Laut und Luise, Bd.2)

Donnerstag, 21. Februar 2013

Des Kaisers neue Kleider


Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser, der so ungeheuer viel auf neue Kleider hielt, daß er all sein Geld dafür ausgab, um recht geputzt zu sein. Er kümmerte sich nicht um seine Soldaten, kümmerte sich nicht um Theater und liebte es nicht, in den Wald zu fahren, außer um seine neuen Kleider zu zeigen. Er hatte einen Rock für jede Stunde des Tages, und ebenso wie man von einem König sagte, er ist im Rat, so sagte man hier immer: „Der Kaiser ist in der Garderobe!“ 

In der großen Stadt, in der er wohnte, ging es sehr munter her. An jedem Tag kamen viele Fremde an, und eines Tages kamen auch zwei Betrüger, die gaben sich für Weber aus und sagten, daß sie das schönste Zeug, was man sich denken könne, zu weben verstanden. Die Farben und das Muster seien nicht allein ungewöhnlich schön, sondern die Kleider, die von dem Zeuge genäht würden, sollten die wunderbare Eigenschaft besitzen, daß sie für jeden Menschen unsichtbar seien, der nicht für sein Amt tauge oder der unverzeihlich dumm sei.  

Das wären ja prächtige Kleider‘, dachte der Kaiser; ’wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinterkommen, welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte, das sie haben, nicht taugen, ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden! Ja, das Zeug muß sogleich für mich gewebt werden!‘ Er gab den beiden Betrügern viel Handgeld, damit sie ihre Arbeit beginnen sollten. 

Sie stellten auch zwei Webstühle auf, taten, als ob sie arbeiteten, aber sie hatten nicht das Geringste auf dem Stuhle. Trotzdem verlangten sie die feinste Seide und das prächtigste Gold, das steckten sie aber in ihre eigene Tasche und arbeiteten an den leeren Stühlen bis spät in die Nacht hinein. ’Nun möchte ich doch wissen, wie weit sie mit dem Zeuge sind!‘ dachte der Kaiser, aber es war ihm beklommen zumute, wenn er daran dachte, daß keiner, der dumm sei oder schlecht zu seinem Amte tauge, es sehen könne. Er glaubte zwar, daß er für sich selbst nichts zu fürchten brauche, aber er wollte doch erst einen andern senden, um zu sehen, wie es damit stehe. Alle Menschen in der ganzen Stadt wußten, welche besondere Kraft das Zeug habe, und alle waren begierig zu sehen, wie schlecht oder dumm ihr Nachbar sei. 

’Ich will meinen alten, ehrlichen Minister zu den Webern senden‘, dachte der Kaiser, ’er kann am besten beurteilen, wie der Stoff sich ausnimmt, denn er hat Verstand, und keiner versieht sein Amt besser als er!‘ 

Nun ging der alte, gute Minister in den Saal hinein, wo die zwei Betrüger saßen und an den leeren Webstühlen arbeiteten. ’Gott behüte uns!‘ dachte der alte Minister und riß die Augen auf. ’Ich kann ja nichts erblicken!‘ Aber das sagte er nicht. 

Beide Betrüger baten ihn näher zu treten und fragten, ob es nicht ein hübsches Muster und schöne Farben seien. Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl, und der arme, alte Minister fuhr fort, die Augen aufzureißen, aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts da. ’Herr Gott‘, dachte er, ’sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an, daß ich erzähle, ich könne das Zeug nicht sehen!‘ 

„Nun, Sie sagen nichts dazu?“ fragte der eine von den Webern. ?„Oh, es ist niedlich, ganz allerliebst!” antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille. „Dieses Muster und diese Farben! – Ja, ich werde dem Kaiser sagen, daß es mir sehr gefällt!“ 

„Nun, das freut uns!“ sagten beide Weber, und darauf benannten sie die Farben mit Namen und erklärten das seltsame Muster. Der alte Minister merkte gut auf, damit er dasselbe sagen könne, wenn er zum Kaiser zurückkomme, und das tat er auch. 

Nun verlangten die Betrüger mehr Geld, mehr Seide und mehr Gold zum Weben. Sie steckten alles in ihre eigenen Taschen, auf den Webstuhl kam kein Faden, aber sie fuhren fort, wie bisher an den leeren Stühlen zu arbeiten. 

Der Kaiser sandte bald wieder einen anderen tüchtigen Staatsmann hin, um zu sehen, wie es mit dem Weben stehe und ob das Zeug bald fertig sei; es ging ihm aber gerade wie dem ersten, er guckte und guckte; weil aber außer dem Webstuhl nichts da war, so konnte er nichts sehen. 

„Ist das nicht ein ganz besonders prächtiges und hübsches Stück Zeug?“ fragten die beiden Betrüger und zeigten und erklärten das prächtige Muster, das gar nicht da war. 

’Dumm bin ich nicht‘, dachte der Mann; ’es ist also mein gutes Amt, zu dem ich nicht tauge! Das wäre seltsam genug, aber das muß man sich nicht merken lassen!‘ Daher lobte er das Zeug, das er nicht sah, und versicherte ihnen seine Freude über die schönen Farben und das herrliche Muster. „Ja, es ist ganz allerliebst!“ sagte er zum Kaiser. 

Alle Menschen in der Stadt sprachen von dem prächtigen Zeuge. Nun wollte der Kaiser es selbst sehen, während es noch auf dem Webstuhl sei. Mit einer ganzen Schar auserwählter Männer, unter denen auch die beiden ehrlichen Staatsmänner waren, die schon früher dagewesen, ging er zu den beiden listigen Betrügern hin, die nun aus allen Kräften webten, aber ohne Faser oder Faden. 

„Ja, ist das nicht prächtig?“ sagten die beiden ehrlichen Staatsmänner. „Wollen Eure Majestät sehen, welches Muster, welche Farben?“ und dann zeigten sie auf den leeren Webstuhl, denn sie glaubten, daß die andern das Zeug wohl sehen könnten. 

’Was!‘ dachte der Kaiser; ’ich sehe gar nichts! Das ist ja erschrecklich! Bin ich dumm? Tauge ich nicht dazu, Kaiser zu sein? Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte.‘ „Oh, es ist sehr hübsch“, sagte er; „es hat meinen allerhöchsten Beifall!“ und er nickte zufrieden und betrachtete den leeren Webstuhl; er wollte nicht sagen, daß er nichts sehen könne. Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, sah und sah, aber es bekam nicht mehr heraus als alle die andern, aber sie sagten gleich wie der Kaiser: „Oh, das ist hübsch!“ und sie rieten ihm, diese neuen prächtigen Kleider das erste Mal bei dem großen Feste, das bevorstand, zu tragen. 

„Es ist herrlich, niedlich, ausgezeichnet!“ ging es von Mund zu Mund, und man schien allerseits innig erfreut darüber. Der Kaiser verlieh jedem der Betrüger ein Ritterkreuz, um es in das Knopfloch zu hängen, und den Titel Hofweber. 

Die ganze Nacht vor dem Morgen, an dem das Fest stattfinden sollte, waren die Betrüger auf und hatten sechzehn Lichte angezündet, damit man sie auch recht gut bei ihrer Arbeit beobachten konnte. Die Leute konnten sehen, daß sie stark beschäftigt waren, des Kaisers neue Kleider fertigzumachen. Sie taten, als ob sie das Zeug aus dem Webstuhl nähmen, sie schnitten in die Luft mit großen Scheren, sie nähten mit Nähnadeln ohne Faden und sagten zuletzt: „Sieh, nun sind die Kleider fertig!“ 

Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst, und beide Betrüger hoben den einen Arm in die Höhe, gerade, als ob sie etwas hielten, und sagten: „Seht, hier sind die Beinkleider, hier ist das Kleid, hier ist der Mantel!“ und so weiter. „Es ist so leicht wie Spinnwebe; man sollte glauben, man habe nichts auf dem Körper, aber das ist gerade die Schönheit dabei!“ 

„Ja!“ sagten alle Beamten, aber sie konnten nichts sehen, denn es war nichts da. 

„Belieben Eure Kaiserliche Majestät Ihre Kleider abzulegen“, sagten die Betrüger, „so wollen wir Ihnen die neuen hier vor dem großen Spiegel anziehen!“ 

Der Kaiser legte seine Kleider ab, und die Betrüger stellten sich, als ob sie ihm ein jedes Stück der neuen Kleider anzogen, die fertig genäht sein sollten, und der Kaiser wendete und drehte sich vor dem Spiegel. 

„Ei, wie gut sie kleiden, wie herrlich sie sitzen!“ sagten alle. „Welches Muster, welche Farben! Das ist ein kostbarer Anzug!“ 

„Draußen stehen sie mit dem Thronhimmel, der über Eurer Majestät getragen werden soll!“ meldete der Oberzeremonienmeister.

„Seht, ich bin ja fertig!“ sagte der Kaiser. „Sitzt es nicht gut?“ und dann wendete er sich nochmals zu dem Spiegel; denn es sollte scheinen, als ob er seine Kleider recht betrachte. 

Die Kammerherren, die das Recht hatten, die Schleppe zu tragen, griffen mit den Händen gegen den Fußboden, als ob sie die Schleppe aufhöben, sie gingen und taten, als hielten sie etwas in der Luft; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, daß sie nichts sehen konnten. 

So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: „Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!“ Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese. 

„Aber er hat ja gar nichts an!“ sagte endlich ein kleines Kind. „Hört die Stimme der Unschuld!“ sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte. 

„Aber er hat ja gar nichts an!“ rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ’Nun muß ich aushalten.‘ Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.

Dieses Märchen von Hans Christian Andersen kennt fast jeder von uns aus seinen Kindertagen. Erst kürzlich hielt ich "Andersens Märchen" in der Hand und las "des Kaisers neue Kleider", diesmal mit den Augen eines 65-Jährigen. Ein Meisterwerk, ein litererarisches Kleinod hatte ich in meinen Händen.

Gestern geriet ich zufälligerweise auf die Website des Schriftstellers Ingo Schulze, wo ich auf diese Rede stieß:     

http://www.ingoschulze.com/rede_dresden.html

Da hat dieses Märchen einem zeitgenössischen Schriftsteller die Augen geöffnet über den Zustand unserer Republik. 

Samstag, 2. Februar 2013

Sonderbar, wie sonderbar



Hallo, deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir! – Du,
deiner dich dir, du mir. – Wir?
Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut.
Rote Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage: 1.) Anna Blume hat ein Vogel.
2.) Anna Blume ist rot.
3.) Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe deines gelben Haares.
Rot ist das Girren deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
du liebes grünes Tier – ich liebe Dir!

(Eine Straußenkutsche auf Brüssels Straßen, 

ein Gedicht an Anna Blume von Kurt Schwitters)