Dienstag, 26. Oktober 2010

Wie's der Alte macht ist's immer recht


Eine Geschichte werde ich dir erzählen, die ich hörte, als ich noch ein kleiner Knabe war. Jedesmal, wenn ich an die Geschichte dachte, kam es mir vor, als würde sie immer schöner; denn es geht mit Geschichten wie mit vielen Menschen, sie werden mit zunehmendem Alter schöner.

Auf dem Lande warst du doch gewiß schon einmal; du wirst wohl auch so ein recht altes Bauernhaus mit Strohdach gesehen haben. Moos und Kräuter wachsen von selber auf dem Dach; ein Storchennest befindet sich auf dem First desselben, der Storch ist unvermeidlich! Die Wände des Hauses sind schief, die Fenster niedrig, und nur ein einziges Fenster ist so eingerichtet, daß es geöffnet werden kann; der Backofen springt aus der Wand hervor, gerade wie ein kleiner dicker Bauch; der Fliederbaum hängt über den Zaun, und unter seinen Zweigen ist ein Wassertümpel, in dem eine oder mehrere Enten liegen. Ein Kettenhund, der alle und jeden anbellt, ist auch da.

Gerade so ein Bauernhaus stand draußen auf dem Lande, und in diesem Hause wohnten zwei alte Leute, ein Bauer und eine Bäuerin. Wie wenig sie hatten, ein Stück war darunter, das nicht entbehrlich war - ein Pferd, das sich von dem Gras nährte, das es an den Einzäunungen der Landstraße fand. Der alte Bauer ritt zur Stadt auf diesem Pferd, oft liehen es sich auch seine Nachbarn aus und erwiesen den alten Leuten manch andern Dienst dafür. Aber am geeignetsten war es doch wohl, wenn sie das Pferd verkauften oder es gegen irgend etwas anderes, was ihnen mehr nützen könnte, weggaben.

Aber was konnte dies wohl sein?

"Das wirst du, Alter, am besten wissen!" sagte die Frau zu ihm. "Heute ist gerade Jahrmarkt, reite in die Stadt, gib das Pferd für Geld hin oder mache einen guten Tausch; wie du es auch machst, mir ist's immer recht. Reite zum Jahrmarkt!"

Und sie knüpfte ihm sein Halstuch um, denn das konnte sie besser als er, sie knüpfte es ihm mit einer Doppelschleife um: das macht sich sehr hübsch! Sie strich seinen Hut glatt mit ihrer flachen Hand und küßte ihn dann auf seinen warmen Mund. Dann ritt er fort auf dem Pferd, welches verkauft oder eingetauscht werden sollte. Ja, der Alte verstand dies schon!

Die Sonne brannte heiß, keine Wolke war am Himmel zu sehen. Auf dem Weg staubte es sehr, die vielen Leute, die den Jahrmarkt besuchen wollten, fuhren, ritten oder legten den Weg zu Fuß zurück. Nirgends gab es Schatten gegen den Brand der Sonne.

Unter anderen kam auch einer des Weges, der eine Kuh zum Markt trieb. Die Kuh war so schön, wie eine Kuh nur sein kann. "Die gibt gewiß auch schöne Milch!" dachte der Bauer, "Das wäre ein ganz guter Tausch: die Kuh für das Pferd!"

"Heda, du da, mit der Kuh!" sagte er, weißt du was, ein Pferd, sollte ich meinen, kostet mehr als eine Kuh, aber mir ist das gleichgültig, ich habe mehr Nutzen von der Kuh; hast du Lust, so tauschen wir!"

"Freilich will ich das", sagte der Mann mit der Kuh, und nun tauschten sie. Das war also abgemacht, und der Bauer hätte nun füglich wieder umkehren können, denn er hatte ja das abgemacht, um was es ihm zu tun war; allein da er nun einmal den Jahrmarkt im Kopf hatte, so wollte er auch hin, bloß um ihn sich anzusehen, und deshalb ging er mit seiner Kuh auf die Stadt zu.

Die Kuh führend, schritt er mit ihr rasch aus, und nach kurzer Zeit waren sie einem Mann zur Seite, der ein Schaf trieb. Es war ein gutes Schaf, fett und mit guter Wolle.

"Das möchte ich haben", dachte unser Bauersmann, "es würde an unserem Zaun genug Gras finden, und über den Winter könnten wir es in der Stube halten. Eigentlich wäre es angemessenen, ein Schaf statt einer Kuh zu besitzen."

"Wollen wir tauschen?"

Dazu war der Mann mit dem Schaf sogleich bereit, und der Tausch fand statt. Unser Bauer ging nun mit seinem Schaf auf der Landstraße weiter.

Bald gewahrte er abermals einen Mann, der vom Feld her die Landstraße betrat und eine große Gans unter dem Arm trug.

"Das ist ein schweres Ding, das du da hast; es hat Federn und Fett, daß es eine Lust ist; die würde sich erst gut ausnehmen, wenn sie bei uns daheim an einer Leine am Wasser ginge. Das wäre etwas für meine Alte, für die könnte sie allerlei Abfall sammeln. Wie oft hat sie nicht gesagt: "Wenn wir nur eine Gans hätten. "Jetzt kann sie vielleicht eine kriegen, und geht es, so soll sie sie haben! - Wollen wir tauschen? Ich gebe dir das Schaf für die Gans und schönen Dank dazu."

Dagegen hatte der andere nichts einzuwenden, und so tauschten sie denn. Unser Bauer bekam die Gans.

Jetzt befand er sich schon ganz nahe der Stadt; das Gedränge auf der Landstraße nahm immer mehr zu; Menschen und Vieh drängten sich; sie gingen auf der Straße und längs der Zäune, ja, am Schlagbaum gingen sie sogar in des Einnehmers Kartoffelfeld hinein, wo dessen einziges Huhn an einer Schnur einherspazierte, damit es über das Gedränge nicht erschrecken, sich verirren oder verlaufen sollte. Das Huhn hatte kurze Schwanzfedern, es blinzelte mit einem Auge und sah sehr klug aus. "Kluck; Kluck!" sagte das Huhn. Was es sich dabei dachte, weiß ich nicht zu sagen, aber unser Bauersmann dachte sogleich, als er es zu Gesicht bekam: das ist das schönste Huhn, das ich je gesehen habe, es ist sogar schöner als des Pfarrers Bruthenne. Potztausend! Das Huhn möchte ich haben! Ein Huhn findet immer ein Körnchen, es kann sich fast selber ernähren, ich glaube, es wäre ein guter Tausch, wenn ich es für die Gans kriegen könnte. - "Wollen wir tauschen?" fragte er den Einnehmer. "Tauschen?" fragte dieser, "ja, das wäre nicht übel!" Und so tauschten sie. Der Einnehmer am Schlagbaum bekam die Gans, der Bauer das Huhn.

Es war gar viel, was er auf der Reise zur Stadt erledigt hatte; heiß war es auch, und er war müde. Ein Schnaps und ein Imbiß taten ihm not; bald befand er sich am Wirtshaus. Er wollte gerade hineingehen, als der Hausknecht heraustrat und sie sich daher in der Tür begegneten. Der Knecht trug einen Sack.

"Was hast du denn in dem Sack?" fragte der Bauer.

"Verschrumpelte Äpfel!" antwortete der Knecht, "einen ganzen Sack voll, genug für die Schweine."

"Das ist doch eine zu große Verschwendung. Den Anblick gönnte ich meiner Alten daheim. Voriges Jahr trug der alte Baum am Torfstall nur einen einzigen Apfel; der wurde aufgehoben und lag auf de Schrank, bis er ganz verdarb und zerfiel. "Das ist doch immerhin Wohlstand", sagte meine Alte; hier könnte sie aber erst Wohlstand sehen, einen ganzen Sack voll! Ja, den Anblick würde ich ihr gönnen!"

"Was gebt Ihr für den Sack voll?" fragte der Knecht.

"Was ich gebe? Ich gebe mein Huhn in Tausch", und er gab das Huhn in Tausch, bekam die Äpfel und trat mit diesen in die Gasstube ein. Den Sack lehnte er behutsam an den Ofen, er selber trat an den Schanktisch. Aber im Ofen war eingeheizt, das bedachte er nicht. Es waren viele Gäste anwesend; Pferdehändler, Ochsentreiber und zwei Engländer, und die Engländer waren so reich, daß ihre Taschen von Goldstücken strotzten und fast platzten, und wetten tun sie, das sollst du erfahren.

"Susss! Susss!" Was war denn das am Ofen? - Die Äpfel begannen zu braten.

"Was ist denn das?"

"Ja, wissen sie", sagte unser Bauersmann; - und nun erzählte er die ganze Geschichte von dem Pferd, das er gegen eine Kuh vertauscht und so weiter herunter bis zu den Äpfeln.

"Na, da wird dich deine Alte derb knuffen, wenn du nach Hause kommst, da setzt es was!" sagten die Engländer.

"Was? Knuffen?" sagte der Alte, "küssen wird sie mich und sagen: wie's der Alte macht, ist's immer richtig."

"Wollen wir wetten?" sagten die Engländer, "gemünztes Gold tonnenweise! Hundert Pfund machen ein Schiffspfund!"

"Ein Scheffel genügt schon", entgegnete der Bauer, "ich kann nur den Scheffel mit Äpfeln dagegen setzen und mich selber und meine alte Frau dazu, das dächte ich, wäre doch auch ein gehäuftes Maß!"

"Topp! Angenommen!" und die Wette war gemacht.

Der Wagen des Wirts fuhr vor, die Engländer stiegen ein, und der Bauersmann stieg ein; vorwärts ging es, und bald hielten sie vor dem Häuschen des Bauern an.

"Guten Abend, Alte!"

"Guten Abend, Alter!"

"Der Tausch wäre gemacht!"

"Ja, du verstehst schon deine Sache!" sagte die Frau, umarmte ihn und beachtete weder den Sack noch die fremden Gäste.

"Ich habe eine Kuh für das Pferd eingetauscht."

"Gott sei Lob! Die schöne Milch, die wir nun haben werden, und Butter und Käse auf dem Tisch! Das war ein herrlicher Tausch!"

"Ja, aber die Kuh tauschte ich wieder gegen ein Schaf ein."

"Ach, das ist um so besser!" erwiderte die Frau, "du denkst immer an alles; für ein Schaf haben wir gerade Grasweide genug; Schafsmilch, Schafskäse, wollene Strümpfe und wollene Jacken! Das gibt uns die Kuh nicht, sie verliert ja die Haare! Wie du doch alles bedenkst!"

"Aber das Schaf habe ich wieder gegen eine Gans eingetauscht!"

"Also dieses Jahr werden wir wirklich Gänsebraten haben, mein lieber Alter! Du denkst immer daran, mir eine Freude zu machen. Wie herrlich ist das! Die Gans kann man an einen Strick anbinden und sie noch fetter werden lassen, bevor wir sie braten!"

"Aber die Gans habe ich gegen ein Huhn eingetauscht!" sagte der Mann.

"Ein Huhn! Das war ein guter Tausch!" entgegnete die Frau. "Das Huhn legt Eier, die brütet es aus, wir kriegen Küchlein, wir kriegen nun einen ganzen Hühnerhof! Ei, den habe ich mir gerade erst recht gewünscht!"

"Ja! Aber das Huhn gab ich wieder für einen Sack voll verschrumpelter Äpfel hin!"

"Was? Nein, jetzt muß ich dich erst recht küssen!" versetzte die Frau. "Mein liebes, gutes Männchen! Ich werde dir etwas erzählen. Siehst du, als du kaum fort warst heute morgen, dachte ich darüber nach, wie ich dir heute abend einen recht guten Bissen machen könnte. Speckeierkuchen mit Schnittlauch, dachte ich dann. Die Eier hatte ich, den Speck auch, der Schnittlauch fehlte mir nur. So ging ich denn hinüber zu Schulmeisters, die haben Schnittlauch, das weiß ich, aber die Schulmeistersfrau ist geizig, so süß sie auch tut. Ich bat sie, mir eine Handvoll Schnittlauch zu leihen. "Leihen?" gab sie zur Antwort. "Nichts, gar nichts wächst in unserm Garten, nicht einmal ein verschrumpelter Apfel; nicht einmal einen solchen kann ich dir leihen, liebe Frau!" Jetzt kann ich ihr aber zehn, ja, einen ganzen Sack voll leihen. Das freut mich zu sehr, das ist zum Totlachen!" Und dabei küßte sie ihn, daß es schmatzte.

"Das gefällt uns!" riefen die Engländer wie aus einem Mund. "Immer bergab und immer lustig. Das ist schon das Geld wert!"

Und nun zahlten sie ein Schiffspfund Goldmünzen an den Bauersmann, der nicht geknufft, sondern geküßt wurde.

Ja, das lohnt sich immer, wenn die Frau einsieht und auch immer sagt, daß der Mann der Klügste und sein Tun das Richtige ist.

Seht, das ist meine Geschichte. Ich habe sie schon als Kind gehört, und jetzt hast du sie auch gehört und weißt, "wie's der Alte macht, ist's immer richtig!"


(Christian Andersen)

Montag, 25. Oktober 2010

Die Sirenen



Beweis dessen, daß auch unzulängliche, ja kindische Mittel zur Rettung dienen können:

Um sich vor den Sirenen zu bewahren, stopfte sich Odysseus Wachs in die Ohren und ließ sich am Mast festschmieden. Ähnliches hätten natürlich seit jeher alle Reisenden tun können, außer denen, welche die Sirenen schon aus der Ferne verlockten, aber es war in der ganzen Welt bekannt, daß dies unmöglich helfen konnte. Der Sang der Sirenen durchdrang alles, und die Leidenschaft der Verführten hätte mehr als Ketten und Mast gesprengt. Daran aber dachte Odysseus nicht, obwohl er davon vielleicht gehört hatte. Er vertraute vollständig der Handvoll Wachs und dem Gebinde Ketten und in unschuldiger Freude über seine Mittelchen fuhr er den Sirenen entgegen.

Nun haben aber die Sirenen eine noch schrecklichere Waffe als den Gesang, nämlich ihr Schweigen. Es ist zwar nicht geschehen, aber vielleicht denkbar, daß sich jemand vor ihrem Gesang gerettet hätte, vor ihrem Schweigen gewiß nicht. Dem Gefühl, aus eigener Kraft sie besiegt zu haben, der daraus folgenden alles fortreißenden Überhebung kann nichts Irdisches widerstehen.

Und tatsächlich sangen, als Odysseus kam, die gewaltigen Sängerinnen nicht, sei es, daß sie glaubten, diesem Gegner könne nur noch das Schweigen beikommen, sei es, daß der Anblick der Glückseligkeit im Gesicht des Odysseus, der an nichts anderes als an Wachs und Ketten dachte, sie allen Gesang vergessen ließ.

Odysseus aber, um es so auszudrücken, hörte ihr Schweigen nicht, er glaubte, sie sängen, und nur er sei behütet, es zu hören. Flüchtig sah er zuerst die Wendungen ihrer Hälse, das tiefe Atmen, die tränenvollen Augen, den halb geöffneten Mund, glaubte aber, dies gehöre zu den Arien, die ungehört um ihn verklangen. Bald aber glitt alles an seinen in die Ferne gerichteten Blicken ab, die Sirenen verschwanden förmlich vor seiner Entschlossenheit, und gerade als er ihnen am nächsten war, wußte er nichts mehr von ihnen.

Sie aber - schöner als jemals - streckten und drehten sich, ließen das schaurige Haar offen im Winde wehen und spannten die Krallen frei auf den Felsen. Sie wollten nicht mehr verführen, nur noch den Abglanz vom großen Augenpaar des Odysseus wollten sie so lange als möglich erhaschen.

Hätten die Sirenen Bewußtsein, sie wären damals vernichtet worden. So aber blieben sie, nur Odysseus ist ihnen entgangen.

Es wird übrigens noch ein Anhang hierzu überliefert. Odysseus, sagt man, war so listenreich, war ein solcher Fuchs, daß selbst die Schicksalsgöttin nicht in sein Innerstes dringen konnte. Vielleicht hat er, obwohl das mit Menschenverstand nicht mehr zu begreifen ist, wirklich gemerkt, daß die Sirenen schwiegen, und hat ihnen und den Göttern den obigen Scheinvorgang nur gewissermaßen als Schild entgegengehalten.

Franz Kafka (1883-1924), verfasst 1917, veröffentlicht 1931 von Max Brod (1884-1968)

Sonntag, 24. Oktober 2010

Ein Schiff wird kommen


Ich bin ein Mädchen von Piräus und liebe

den Hafen, die Schiffe und das Meer.

Ich lieb das Lachen der Matrosen und Küsse,

die schmecken nach See, nach Salz und Teer.


Mich lockt der Zauber von Piräus, drum stehe

ich Abend für Abend hier am Kai.

Und warte auf die fremden Schiffe aus Hongkong

aus Java, aus Chile und Shanghai.


Ein Schiff wird kommen,

und das bringt mir den einen,

den ich so lieb wie keinen,

und der mich glücklich macht.


Ein Schiff wird kommen,

und meinen Traum erfüllen

und meine Sehnsucht stillen,

die Sehnsucht mancher Nacht.


Ich bin ein Mädchen aus Piräus, und wenn

eines Tages mein Herz ich mal verlier.

Dann muß es einer sein vom Hafen, nur so

einen Burschen wünsch ich mir.


Und später stehen meine Kinder dann Abend

für Abend genau wie ich am Kai.

Und warten auf die fremden Schiffe aus Hongkong

aus Java, aus Chile und Shanghai.


(Ein Schiff wird kommen,

gesungen von

Lale Andersen)


Samstag, 23. Oktober 2010

Till

Till saß am Fluss, als jemand vom anderen Ufer aus rief:
"Wie komme ich denn hier auf die andere Seite?"
Darauf Till:"Du bist auf der anderen Seite."

(Till Eulenspiegel an der Brücke,
Lithographie von Andreas Paul Weber)

Wie sagen wir's dem König


Es war einmal ein trauriger König. Niemand vermochte ihn zu erheitern, nicht Gaukler, nicht Tänzerinnen, nicht Musikanten, auch nicht die Königin und selbst die Prinzessin nicht. Er blieb alle Zeit traurig.

"Wie kann ich froh sein, wenn der Tod in meinem Reich regiert? Kommt ein Kind zur Welt, so stirbt jemand anders. Dies erfüllt mich mit tiefer Trauer", grübelte der König.

Da trat Till an ihn heran. "Was willst du?" fragte der König. "Du bist nicht lustig."

"Ihr dauert mich sehr, lieber Herr. Ich will euch eine wahre Geschichte erzählen,"antwortete Till und begann: "Es war einmal ein König, der war heiter und froh, wo immer er ging lachte ihm jedermann zu, wo immer er weilte gedieh das Glück. Manchmal huschte ein Schatten über sein Gesicht, wenn er daran dachte, dass alle Tage jemand in seinem Reich stürbe. Doch dann sagte er bei sich: wann immer jemand stirbt, da kommt gewiss auch gerade ein Kindlein zur Welt."

Da ging Till leise fort. Der König saß lange schweigend in seinem Garten und stand dann lächelnd auf und ging heim.

(Lithographie von Andreas Paul Weber)

Courasche



Die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin
und Landstörzerin Courasche

WAHRHAFTIGE URSACH
UND KURZGEFASSTER INHALT
DIESES TRAKTÄTLEINS

DEMNACH DIE ZIGEUNERIN COURASCHE
AUS SIMPLICISSIMI LEBENSBESCHREIBUNG
VERNIMMT,
DASS ER IHRER MIT SCHLECHTEM LOB GEDENKT,
WIRD SIE DERMASSEN ÜBER IHN ERBITTERT,
DASS SIE IHM ZU SPOTT,
SICH SELBSTEN ABER ZU EIGNER SCHAND
(WORUM SIE SICH ABER WENIG BEKÜMMERT,
WEIL SIE ALLERERST UNTER ZIGEUNERN
ALLER EHR UND TUGEND SELBST ABGESAGT)
IHREN GANZEN LIEDERLICH GEFÜHRTEN
LEBENSLAUF AN TAG GIBT,
UM GEDACHTEN SIMPLICISSIMUM VOR DER
GANZEN WELT ZU SCHANDEN ZU MACHEN,
WEILN ER KEIN ABSCHEUEN GETRAGEN,
SICH MIT EINER SO LEICHTEN VETTEL
ZU BESUDELN,
WIE SIE SICH EINE ZU SEIN BEKENNET, -
AUCH IN WAHRHEIT EINE GEWESEN, -
UND ER NOCH DARZU SICH SEINER
LEICHTFERTIGKEIT UND BOSHEIT BERÜHMET,
MASSEN DARAUS ZU SCHLIESSEN,
DASS GAUL ALS GURR, BUB ALS HUR,
UND KEIN TEIL UM EIN HAAR BESSER SEI
ALS DAS ANDER;
REIBET IHM DARNEBEN TREFFLICH EIN,
WIE MEISTERLICH SIE IHN HINGEGEN
BEZAHLT UND BETROGEN HABE.

(nachzulesen im Projekt Gutenberg -siehe meine Website-Liste-
unter G wie Grimmelshausen)

Freitag, 22. Oktober 2010

Hildegard von Bingen - Das Nasenbluten



… Manche Menschen haben so viel Blut,

dass es manchmal vor Fülle dick und dunkel wird.

Wenn diese innerlich gesund sind,

so fliesst das überflüssige Blut aus der Nase ab

und ihr Gehirn wird dadurch gereinigt,

ihre Sehkraft geschärft und ihre Kräfte erneuert …



Die Falschspieler

Nonnen beim Kartenspiel