Der Weise strebt nicht nach Weisheit
darum ist er weise
der Wohlwollende strebt nach Weisheit
darum ist er nicht weise
Der Weise handelt nicht, ohne Absicht
der Wohlwollende handelt nicht, mit Absicht
Der Menschliche handelt ohne Absicht
der Gerechte handelt mit Absicht
der Gesetzestreue handelt
und folgt ihm keiner
erzwingt er es
Darum:
Wenn die Weisheit verlorengeht
herrscht Wohlwollen
Wenn das Wohlwollen verlorengeht
herrscht Menschlichkeit
Wenn die Menschlichkeit verlorengeht
herrscht Gerechtigkeit
Wenn die Gerechtigkeit verlorengeht
herrscht Gesetzestreue
Doch die Gesetzestreue
ist nur dürftige Redlichkeit
und der Beginn der Verwirrung
Wissen ist nur glänzender Schein
und der Beginn der Unwissenheit
Darum verweilt der Weise
bei der Fülle des Tao
nicht bei dessen Dürftigkeit
bei seiner Wirklichkeit
nicht bei dessen Schein
Darum läßt er jenes
und nimmt dieses an
(Lao Tse, aus dem Tao Te King
Neufassung und Nachdichtung
von Bodo Kirchner)
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